AMA-Bio-Netz:
Werkstätte zu Innovation
und Genuss von Bio
© Johannes Hloch, ABN 2.4
Rückschau: AMA-Bio-Netz 2024 in der Kunsthalle Exnergasse
Das ‹AMA-Bio-Netz 2024› fand am 28. Mai 2024 statt. Die Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL luden zur Werkstätte zu Innovation und Genuss von Bio.
150 Interessierte folgten der Einladung, um in der frisch renovierten Kunsthalle Exnergasse im Wiener WUK aktiver Teil eines inspirierenden Bio-Netzwerkabends für alle Sinne zu sein.
Der Abend bestand aus vier ineinandergreifenden Programmpunkten.
- Aufrüttelnde Fotoserie ‹AndersArtig›: Fotografin Amina Stella Steiner
- Innovative Bio-Keynotes: Theres Rathmanner (FH St. Pölten), Stephanie Dürrstein & Pierre Reboul (Ströck), Hans-Georg Graf (Morgentau), Isabella Gusenbauer (FiBL AT), Emilia Orth-Blau & Fiona Saurer (Rosa & Marie), Stephanie Pohl-Stadlhofer (AMA Bioinfo), Sarah Schmolmüller (Dirndln am Feld)
- Sinnlicher Bio-Genussparcours: Kulinarikerin Katharina Seiser und den Bio-Produzent*innen und -Handwerker*innen
- Verbindendes Networking bei Bio-Brot und -Wein
Moderation: Reinhard Geßl (FiBL)
Hier geht es zum Fotoalbum des AMA-Bio-Netzwerkabends – Fotocredit: Johannes Hloch
Aufrüttelnde Fotoserie
Aufrüttelnde Fotoserie: Amina Stella Steiner ist Fotografin und Expertin für Nachhaltigkeitskommunikation. Beim AMA-Bio-Netz 2.4 stellte die Künstlerin in ihrer kritischen Fotoserie ‹AndersArtig› ungewöhnlichen Lebensmitteln Bilder von Menschen mit außergewöhnlichen Formen, Eigenschaften oder in unkonventionellen Posen gegenüber. Die Ausstellung hinterfragte unsere Wahrnehmung und unser Konsumverhalten und forderte zur Diskussion und zum Handeln auf.
Hier geht es zum Fotoalbum des AMA-Bio-Netzwerkabends – Fotocredit: Johannes Hloch
Täglich werden Tonnen an Lebensmitteln vernichtet, weil sie nicht der Norm entsprechen. Und täglich werden Menschen be- und verurteilt, weil sie gewisse Ideale nicht erfüllen. Doch was ist normal? Was ist anders? Und wann haben wir uns die Freiheit, diese Fragen selbst zu beantworten, aus der Hand nehmen lassen?
Die Haltung der Gesellschaft gegenüber Abweichungen von der Norm ist gnadenlos. Wir sind Teil dieser Gesellschaft. Und gerade, weil das so ist, haben wir die Möglichkeit, sie von innen heraus zu verändern. Doch dazu müssen wir zuerst wieder die Schönheit und Einzigartigkeit erkennen, die das «Anderssein» ausmacht.
Die Fotoausstellung «AndersArtig», mit Bio-Gemüse vom samstäglichen Bauernmarkt am Wiener Nachmarkt, fotografiert mit Naturlicht im Wohnzimmer der Künstlerin, soll zum Innehalten, kritischen Hinterfragen der eigenen Schönheitsansprüche und zum reflektierten Handeln auffordern.
Die großen Fotos waren auf Textil gedruckt und mit Bambusstangen und Sisalgarn gehängt. Die kleinen Gemüsefotos waren mit Pigmenttinte auf mattem Hahnemühle Bamboo 290 g/m² gedruckt.
© Johannes Hloch, ABN 2.4
Innovative Keynotes
Statt einer einzigen Keynote bot das AMA-Bio-Netz 2.4 einen bunten Mix an Expertisen von Menschen, die die Bio-Wertschöpfungsketten unserer Zeit mit besonderer Überzeugung und innovativen Ansätzen knüpfen. Es ging um ausgesuchte Aspekte der langen Bio-Lebensmittel-Wertschöpfungskette: Vom Anbau über die Vermarktung, das Essen selber zu Hause oder außer Haus und nicht zuletzt um den Wert von Lebensmittel und die Wertigkeit, die wir diesen in unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft zubilligen.
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Bio-Netzwerker*innen des Abends:
Statt eines längeren Vortrags bot das AMA-Bio-Netz 2.4 einen bunten Mix an pointierten Expertisen von Menschen, die die aktuellen Bio-Wertschöpfungsketten wesentlich mitgestalten.
Theres Rathmanner (Initiatorin und Leiterin der Schule des Essens, Freiberufliche Ernährungswissenschafterin): wissenschaftlicher „roter Faden“ zu Bio-Anbau und zu Bio-Vermarktung, Bio in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung, Wert von und Wertschätzung für Lebensmittel.
Hans-Georg Graf (Morgentau): Streifenanbau zur Biodiversitätssteigerung im Bio-Ackerbau und -Feldgemüsebau, Bio-Vermarktung über den großen Lebensmitteleinzelhandel.
Sarah Schmolmüller (Dirndln am Feld): Marktgärtnerei mit altbewährten Methoden ergänzt um innovative Ideen. Vemarktung so weit das Auge reicht, und noch ein bisschen weiter.
Emilia Orth-Blau & Fiona Saurer (Rosa & Marie): Eventkulinarik mit Fokus auf Qualität, leiwandem und persönlichen Service, Respekt gegenüber Tier, Mensch und Umwelt und am wichtigsten: Kompromisslosigkeit beim Geschmack.
Isabella Gusenbauer (FiBL AT und Mitglied im Ernährungsrat Wien): Die verpflichtende Anhebung des Bio-Anteils in der öffentlichen Beschaffung und Gemeinschaftsverpflegung von Bund, Ländern und Gemeinden gilt als ein wesentlicher Baustein zur stabilen Ausweitung von Bio in Österreich.
Stephanie Dürrstein und Pierre Reboul (Ströck): In Österreich werden traditionell und gerne Brot und Gebäck gegessen. In den letzten Jahren wird zudem sehr viel Brot weggeworfen. Das Wiederbrot-Sortiment ist ein innovativer Wiederverwertungsansatz mit höchstem Bio-Qualitäts- und Genussanspruch.
Stephanie Pohl-Stadlhofer (AMA Bioinfo): Bioinfo.at ist die Informationsseite der AMA-Marketing über das Thema Bio und biologische Lebensmittel. Hier erfährt man, was Bio ist und kann sowie interessante Informationen zu Zahlen und Fakten zum AMA-Bio-Siegel. Das AMA-Bio-Siegel ist ein echtes Gütezeichen für Lebensmittel mit herausragender Prozessqualität.
Hier geht es zum Fotoalbum des AMA-Bio-Netzwerkabends – Fotocredit: Johannes Hloch
© Johannes Hloch, ABN 2.4
Sinnlicher Bio-Genussparcours
Eine von der Kulinarikerin Katharina Seiser mitkuratierte und angeleitete Verkostung regionaler, biologischer Lebensmittel bot Einblicke in die vielseitige Bio-Produktpalette – Innovationsexpertise der Bio-Produzent*innen und -Handwerker*innen inklusive.
Die liebevoll ausgesuchte Auswahl der Lebensmittel und die Verkostungsreihenfolge folgte einem größeren Plan, der erst ganz zum Schluss offengelegt wurde: Junggemüse vom Wagram, Leinöl aus dem Mühlviertel, Fischsoße aus dem Mariazellerland, Wiederbrot aus Wien, Nattō aus Carnuntum, Kefir aus Oberösterreich, Paw Paw-Fruchtmus und Mandeln aus dem nördlichen Weinviertel. Alles in allerbester Bio-Qualität!
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Bio erkennt man beim Einkauf leicht und sicher. Das grüne Lindenblatt des EU-Bio-Logos und in Österreich immer häufiger auch am AMA-Bio-Siegel sind Zeichen für beste Herstellungsqualität. Aber sonst? Bio-Lebensmittel schauen kaum anders aus als billige Nahrungsmittel aus Mindeststandardproduktion. Worin heben sich nun Bio-Lebensmittel ab, wie merken wir beim Genuss die vielfältigen Unterschiede in der Herstellungsqualität? Am unverfälschten Geschmack!? Am Fehlen vieler E-Nummern? Oder gar, weil Bio-Lebensmittel einem gut tun? Gerade in letzter Zeit wurden zahlreiche Studien aus der Mikrobiomforschung veröffentlicht, wonach besonders saisonale, regionale Bio-Lebensmittel ein wichtiger Faktor zum persönlichen Wohlfühlen sein können.
Die Verkostung folgte diesen Erkenntnissen und komponierte eine Abfolge von Bio-Lebensmittel, die Bestandteil jeder guten, täglichen Ernährung sein sollten. Buntes Gemüse, hochwertige Öle, handwerklich geführtes Brot und Gebäck, (fermentierter) heimischer Fisch, (fermentierte) Hülsenfrüchte, fermentierte Milchprodukte ergänzt mit heimischen Früchten und Nüssen.
Bio-Gemüse der Saison: aus der Marktgärtnerei Dirndln am Feld am Fuße der Wagramkante hat Sarah Schmolmüller superfrische und knackige weiße und orange Babykarotten sowie Babyfenchel jeweils mit dem Grün mitgebracht. Eine Augenfreude mit geschmacklichem Wow-Effekt!
Bio-Leinöl: ganz frisch und gut gekühlt aus der Ölmühle Farmgoodies im Mühlviertel. Ein für viele überraschend bitteres, kratziges Öl. Katharina Seiser wusste das einzuordnen: Beim nativen Olivenöl haben wir es schon gelernt, dass die wertvollen Inhaltsstoffe sich ein wenig ruppig bemerkbar machen. So auch beim Leinöl: registrieren wir erfreut besonders hohe Omega3- und Polyphenolgehalte.
Zum Auftunken des wertvollen Öls wurde das helle Christoph-Brot in Schnitten gereicht.
Bio-Fischsoße: ein heimisches Vorzeigelebensmittel in Bio-Qualität. Karl Severin Traugott, der Genusskoarl, wusste zu erzählen: «Für diese heimische Fischsoße werden nach dem Noise to tail-Prinzip nur Filetierabschnitte von Declevas Alpenfisch Bio-Forellen und -Saiblinge verwendet. Diese eigentlichen Abfälle aus dem Mariazellerland werden in der Weinviertler Brauküche mit reinem Salinensalz im traditionellen Verfahren fermentiert.» Die Verkostungsleiterin Katharina Seiser war begeistert: »Schmeckt intensiv und überraschend sardellig, besonders für Süßwasserfische.«
Bio-Wieder-Brot: aus der Bio-Backstube der Wiener Familien-Bäckerei Ströck. Meisterbäcker Pierre Reboul erzählte mit charmant-französischem Akzent: «Dieses handwerklich hergestellte Sauerteigbrot ist vegan und besteht zu einem Teil aus extra geröstetem ‚Bio-Roggen-Pur‘ vom Vortag. Diese Nachnutzung hilft mit, wertvolles Bio-Brot nicht wegzuwerfen. Das Verfahren sei nicht neu, ganz im Gegenteil, aber mit penibler Sauberkeit und langer Teigruhe wird dieses Bio-Brot besonders bekömmlich und bleibt sehr lange frisch.»
Bio-Nattō: aus niederösterreichischen Bio-Sojabohnen nach traditionellem Verfahren bei Farmento fermentiert. Produzent Wolfgang Wurth beobachtete amüsiert die stark unterschiedlichen Reaktionen beim Verkosten der lange Fäden ziehenden Spezialität. Da war von begeisterter Verzückung bis zu abbeutelnder Verwunderung alles dabei. Nattō ist in traditionell japanisches Gericht aus Sojabohnen. Die gekochten Bohnen werden mit dem z. B. im Reisstroh natürlich vorkommenden Bacillus subtilis fermentiert. Die Bohnen sind mit den hohen Vitamin K2-, Isoflavon-, Nattōkinase- und Spermidingehalten ziemlich sehr gesund. Zubereitungstipp: ein Schuss Sojasoße, ein Löfferl Senf und aufgeschnittenen Frühlingszwiebeln, dazu Reis. Ein Spritzer Essig reduziert zudem ‚die Fäden‘.
Das Nattō wurde beim Bio-Genussparcours auf Bio-Dinkel-Mehrkorntoast gereicht.
Bio-Trinkkefir: hergestellt mit Bio-Milch aus der Region steirisches Bergland für Zurück zum Ursprung. Das erfrischende, zart moussierende Sauermilchgetränk wird mit Hilfe traditioneller Kefirkulturen aus frischer Kuhmilch fermentiert.
Bio-Paw Paw-Fruchtmus und –Mandeln: exotischer Bio-Genuss aus dem nördlichen Weinviertel von ErlaExoten. Die Verkostungsidee: Vermählung des Trinkkefirs mit einem Fruchtmus aus Indianerbananen (Paw Paw) bzw. mit knackig frischen Mandeln aus unmittelbarer Wiennähe. Zum Glück hatten Juliane Reiterer und Thomas Labuda, die Erlaexoten, noch gerade ausreichend Früchte eingefroren, um daraus kurz vor der Verkostung eine 2:1 Marmelade einzukochen. Auch bei den Mandeln fand sich noch ein vakuumierter Restbestand für den Abend. Große Begeisterung für das versöhnlich süße Fruchtmus mit dem betörenden Aromenmix aus reifen Bananen, Mangos, Papayas und/oder Ananas. Die Mandeln gefielen hingegen mit dem knackigen Biss und der schönen Marzipannote. Bio-Exotik kann so gut und nah sein!
© Johannes Hloch, ABN 2.4
Verbindendes Networking
Liebe geht durch den Magen. So auch die Liebe zur herausragenden Qualität vieler Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft. Bei ausgesuchten Bio-Weinen und Bio-Wiederbrot konnte angeregt Networking betrieben werden.
Das ‹AMA Bio Netz› begeisterte wieder als partizipative Werkstätte zu Innovation und Genuss von Bio. Das ‹AMA Bio Netz› fungierte als ideale Plattform zum Vernetzen und zum angeregten Gedankenaustausch zur Weiterentwicklung nachhaltiger Ernährungssysteme.
Was Bio ausmacht und auszeichnet, lässt sich nicht in einem Satz erklären. Bio ist gewissermaßen kompliziert. Mit dem ‹AMA Bio Netz› haben die AMA Marketing GesmbH und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL AT ein einzigartiges Veranstaltungsformat mit einem innovativen Setting geschaffen, Bio mit allen Sinnen erlebbar zu machen, zum Reflektieren anzuregen und die enorme Innovationskraft von Bio ins Gespräch zu bringen.
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© Johannes Hloch, ABN 2.4
Der Schauplatz
Die Kunsthalle Exnergasse KEX im Wiener WUK versteht sich als offene Plattform und als Ausstellungsraum zur Produktion und Präsentation von Ausstellungen und Projekten innovativer, experimenteller und zeitgenössischer Kunst in ihren unterschiedlichsten Formaten und Formen. Wir versammelten die Community also an einem für die Landwirtschaft ungewohnten Ort: Nicht der Bauernmarkt oder der Supermarkt, nicht die Konferenz oder eine politische Veranstaltung, sondern eine Kulturinstitution – die KEX – bildete den Rahmen für einen ganz besonderen Abend.
Für Konsument*innen sind Ernährung, Umwelt und Ethik Fragen ihrer (Alltags)Kultur. Daran wollten wir anknüpfen und das Sprechen und Nachdenken über das implizite Wissen und (Noch-)Nicht-Wissen rund um die Zukunft nachhaltiger Ernährungssysteme in besonderem Rahmen auf sinnliche Art und Weise inszenieren.
© Wolfgang Thaler KEX, Johannes Hloch, ABN 2.4
Die Produktion
Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH (AMA-Marketing GesmbH) in Kooperation mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL
Was Bio ausmacht und auszeichnet, lässt sich nicht in einem Satz erklären. Bio ist gewissermaßen kompliziert, für viele zu kompliziert. Ein wirksamer Wissens- und Informationsaustausch ist gerade beim komplexen Bio-Thema gefragt, um die Herausforderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufzuzeigen und Bio als strategischen Lösungsansatz zu präsentieren. So wird der Wert von Bio in vollem Ausmaß sichtbar.
Die AMA Marketing GesmbH und das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Österreich haben in den vergangenen Jahren zahlreiche erfolgreiche Kooperationen in der innovativen Wissensvermittlung rund um die Biologische Landwirtschaft umgesetzt. Mit den Veranstaltungsreihen „Haubensache Bio“, „Bio-Wissensmarkt“ und „Kurs Richtung Bio“ wurden gemeinsam komplementäre Formate der Konsument*innen-Information vor allem für ein urbanes Publikum entwickelt.
Mit dem „AMA-Bio-Netz“ knüpfen wir ein weiteres einzigartiges Veranstaltungsformat. Durch ein innovatives Setting machen wir Bio mit allen Sinnen erlebbar, regen zum Reflektieren an und bringen Bio ins Gespräch.
Die Kurator*innen
Konzept, Inhalt und Umsetzung: Reinhard Geßl, Elisabeth Klingbacher, Barbara Köcher-Schulz
Verkostungssetting: Katharina Seiser, Reinhard Geßl, Elisabeth Klingbacher
Design und Ausstattung: Andreas Pawlik und Christoph Höbart (dform)
Impressum und Kontakt
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
Doblhoffgasse 7/10, 1010 Wien
E-Mail: kontakt@ama-bio-netz.at
www.fibl.org
Hier geht es zum Fotoalbum des AMA-Bio-Netzwerkabends – Fotocredit: Johannes Hloch
© Johannes Hloch, ABN 2.4